Blog-Layout

Lago di Pilato

Sonja Schneider • Okt. 03, 2021

Castelluccio di Norcia – Lago di Pilato

In den Monaten Juni und Juli erblühen die Hochebenen um Castelluccio di Norcia in einem Farbenmeer von Mohn-, Korn- und Linsenblüten. Die Region im italienischen Nationalpark Monti Sibillini, mitten im 1500 Kilometer langen Gebirgszug Apennin, hat in den letzten Jahren zunehmend an Beliebtheit gewonnen, so dass an Spitzentagen bis zu 8000 Menschen dort die Straßen verstopfen und sich die Blütenpracht anschauen. Die Region ist aber auch bekannt für die einzigartige Bergwelt zu denen das Massiv des Monte Vettore (2476m) gehört. Dort befinden sich unter anderen die Pilatus Seen (Lago di Pilato), eingekesselt zwischen dem Monte Vettore und dem Cima del Redentore. Dieser See auf 1941m Höhe war auch das Ziel unserer Wanderung und das Fotoobjekt, das wir uns schon im Vorfeld der Reise ganz oben auf unsere Prioritätenliste gesetzt hatten.
 
Mit unserer Wanderung zu den Pilatusseen starteten wir früh am Morgen auf der Passhöhe Forca di Presta (1530m). Dort hat es ausreichend Parkplätze und es ist der beste Start für diese Tagestour. Der Wanderpfad beginnt gleich sehr steil und mit sehr viel Geröll und Schuttgestein, was uns schon einen Eindruck geben sollte, wie ein Großteil der Wanderung ablaufen sollte…zwei Schritte vorwärts und einen Schritt zurück, was die Wanderung sehr anstrengend macht. Nichts desto trotz sollte sich uns schon kurz nach dem Start ein wunderschöner Ausblick auf die Hochebene von Castelluccio eröffnen. Die weite Ebene mit ihren Feldern sowie Pferde- und Rinderweiden umrandet von kahlen, weitestgehend baumlosen Berghängen war unser erstes Fotomotiv auf unserer Wanderung. Mit dem weiteren Anstieg gab es zahlreiche weitere Fotospots, die uns immer wieder begeisterten und zu Fotopausen zwangen. Bei unseren Touren stehen grundsätzlich die Fotos im Vordergrund, so das wir meistens länger für eine Wanderung benötigen, als es an den meisten Wegweisern angeschrieben ist.  

Der Wanderpfad zieht sich eine ganze Weile auf der Seite der Hochebene von Castelluccio, gewinnt aber permanent an Höhe. Auf der Hälfte des Weges wechselt der Pfad dann auf die Ostseite des Monte Vettore Massivs und es eröffnet sich der Blick in Richtung des Monte Sibillini und den umgebenen bewaldeten Berghängen an deren Spitzen selbst Anfang Juli noch Restschnee lag. Von dort konnte man auch schon die Schutzhütte „Tito Zilioli“ auf 2240m sehen, welche sich auf einem Grat befindet und den höchsten Punkt unserer Tour markierte. Bis dorthin war es jedoch ein kräftiger, teils steiler Anstieg mit viel Geröll. Allerdings entlohnte die grandiose Umgebung mit dem wunderbaren Ausblick und den blühenden Wiesen an den Berghängen.

An der Schutzhütte angekommen, machten wir eine Pause und genossen den Blick auf die gigantisch wirkenden Massive des Monte Vettore und des Cima del Redentore, welche wie eine natürliche Krone das sich nach Westen eröffnende Tal mit den Pilatusseen umgeben. Allerdings kann man von dem Grat aus die Pilatusseen, das Ziel unserer Wanderung, noch nicht sehen, da sie sich tief in dem eingeschnittenen Tal befinden.


Auf dem Grat trennen sich auch die Wege zu den Gipfeln des Monte Vettore, des Cima del Redentore und zu den Pilatusseen. Unser Weg zu den Seen führte zunächst bergab über ausgedehnte hochalpine Wiesen mit Blumen, darunter sehr viele Edelweise und andere Bergblumen wie Enziane.

Der Weg führt schließlich am Ende der Wiese in eine enge, sehr steinige und schließlich steil abfallende senke. Dort gab es auch Hinweisschilder, die auf den gefährlichen und steilabschüssigen Weg hinweisen. Tatsächlich ändert sich der Wanderpfad auch sehr plötzlich und es geht an der linken Seite fast senkrecht abwärts. Dieser Weg ist nur mit gutem Schuhwerk und schwindelfrei zu begehen.

Allerdings entlohnt der sagenhafte erste Ausblick auf die Pilatusseen für all die Mühe und Anstrengung. Diese wirken mit ihrem fantastischen Blauton wie eine Landschaut aus einer anderen Welt. Von diesem Punkt machten wir erste Fotos, um diese eindrucksvolle Kulisse festzuhalten.

Nach dem Fotostopp ging es den schmalen Pfad weiter abwärts entlang steiler Felsklippen und teils mussten wir sogar über kleinere Felsen klettern. Der Blick auf die Pilatusseen eröffnete sich von Schritt zu Schritt weiter. Nach ca. 30 min auf dem schmalen Weg waren wir im Tal bei den Seen angekommen und machten dort eine Pause zur Stärkung.

Bei den Pilatusseen handelt es sich um zwei kleine Seen, die die einzigen natürlichen Seen in der gesamten Region Marken sind. Diese wunderschönen blau und grün gefärbten Seen werden durch Schmelzwasser aus den umliegenden Bergen und Regenwasser gefüllt. Der See entstand in der geologischen Epoche des Pleistozäns (vor 2.580.000 bis 11.700 Jahren) und ist die Heimat eines prähistorischen Organismus namens chirocephalus marchesonii, einer bis zu 10 mm kleinen orangefarbenen Garnele. Die Pilatusseen sind der einzige Ort auf der Erde, an dem es sie gibt. Über die Seen gibt es mehrere Mythen und Legenden. Eine davon stammt aus dem 14. Jahrhundert und besagt, dass die Leiche von Pilatus, dem Statthalter von Palästina zur Zeit der Kreuzigung Christi, in diesen See gefallen sei. Es ist nicht genau bekannt, wie Pilatus gestorben ist. Die Umstände, unter denen Pontius Pilatus um 39 n. Chr. starb, sind ein Rätsel und eine Quelle von Streitigkeiten. Einigen Überlieferungen zufolge wurde Pilatus der Bestechung und Unterschlagung beschuldigt, und der römische Kaiser Caligula ordnete an, Pontius Pilatus durch Hinrichtung oder Selbstmord zu töten. Nach anderen Überlieferungen wurde Pontius Pilatus ins Exil geschickt und beging aus eigenem Antrieb Selbstmord. Die Legende um den Lago di Pilato besagt, dass sein Leichnam auf einen, von zwei Ochsen gezogenen Wagen gesetzt und über das Gebiet des Lago di Pilato in seine Heimatstadt in den Abruzzen gebracht und dann bestattet werden sollte. Doch auf dem Weg über die damals schlecht ausgebauten Bergpässe stürzte der Wagen die Klippen hinunter und stürzte in den See, einschließlich der Leiche von Pilatus, der Ochsen und des Wagenführers. Das ist die Geschichte der Pilatussen.

Auf dem Rückweg wurden wir von starken Windböen überrascht, die teils schon Sturmstärke erreichten. Auf dem anfangs engen Pfad durch Geröllhalden oberhalb der Seen und steilen Klippen war dies sehr beschwerlich. Als wir am frühen Abend dann langsam wieder ins Tal zurückkamen, durften wir eine außergewöhnliche Stimmung über dem Hochtal von Castelluccio erleben. Die Wolken, die tiefstehende Sonne und die hügelige Landschaft vermittelten eine einzigartige, fast mystische Stimmung und so fand unsere Fotowanderung einen wunderbaren Abschluss mit vielen tollen Eindrücken.

Dauer: Tagestour mit Fotos; reine Laufzeit  6 Stunden

Kilometer: 16km

Höhenmeter: ca. 1.000m

Niedrigster Punkt: 1.534m

Höchster Punkt: 2.240m

Pilatusseen: 1.949m

von Sonja Schneider 04 Okt., 2022
Die Berglandschaft des Oberengadin mit ihren zahlreichen Seen und eindrucksvollen Gipfeln ist eine der außergewöhnlichsten Regionen in den Schweizer Alpen. Neben den bekannten und exklusiven Skiorten St. Moritz und Silvaplana, welche im Winter besonders bei Skifahrern aus dem In- und Ausland wegen ihrer Schneesicherheit beliebt sind, liegt am Ende des Engadins die Ortschaft Maloja, welche gleichzeitig Quellort des Inns ist. Hier befindet sich auch der Startpunkt unserer Fotowanderung zum Pass Lunghin mit seinen 2.645 Metern. Wegen seiner hohen Lage liegt auf dem Pass sowie den umliegenden Hängen bis in den späten Frühling oft noch meterhoher Schnee, was uns dazu bewogen hat, im August zu dieser Wanderung aufzubrechen. Ein heißer Sommertag stand bevor und so entschieden wir uns, noch vor dem Sonnenaufgang mit dem Aufstieg zu beginnen. Von der Ortschaft Maloja gingen wir entlang der Straße Richtung des Hotels Maloja Palace, bis linkerhand ein kleiner Wanderweg den Hang hinauf abgeht. Entlang eines Bauernhofes und eines Baches verläuft der Weg anfangs eher gemütlich, bis er sich nach Überquerung des Baches immer höher eine Steilflanke hinauf schlängelt. Mit den ersten Sonnenstrahlen eröffnete sich uns mit jedem Meter, den wir weiter aufstiegen, ein wunderbarer Blick über das noch von Nebel umwobene Oberengadin. Das Spiel der Nebelschwaden an den Berghängen, welche immer wieder die Seen des Oberengadins freigaben, lud immer wieder zum Verweilen auf. Der Wanderweg überwindet zahlreiche Bergstufen und Hochebenen, auf denen Kühe das morgenfrische Gras auf den Sommerweiden genießen und sich zwischen den kleinen Bächen das Wollgras in der morgendlichen Brise hin und her bewegt. Nach knapp 2 Stunden Wanderung erreichten wir den Lunghinsee, welcher auf einer Höhe von 2.485m liegt. Der See war dar das erste Ziel unserer Reise. Wir machten eine Pause am Rande des Sees, um uns zu stärken und mit unserer Kamera die umliegenden Berggipfel, die sich in der Morgensonne in dem tiefblauen See spiegelten, zu fotografieren.
Share by: